Neurodermitiker im Alltag

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Ungefähr ein Fünftel der Erwachsenen und ein Zehntel der Kinder leidet unter Neurodermitis. Damit ist das atopischen Ekzem, so der wissenschaftliche Name, die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Symptome der Erkrankung sind in den sogenannten akuten Phasen unter anderem Rötungen, ein Brennen und unter Umständen auch ein Nässen der Haut. In den chronischen Phasen dagegen ist die Haut meist trocken und kann zum Schuppen neigen, dazu kommt ein oftmals starker Juckreiz.

Wovon ein Schub, also eine akute Phase ausgelöst wird, kann von Patient zu Patient verschiedene Ursachen haben. Oft sind Allergien im Spiel, beispielsweise gegen Hausstaubmilben oder Tierhaare, gerade bei Kindern ist ein Drittel jedoch gegen Lebensmittel allergisch. Auch die Materialien, mit denen die Haut in Kontakt kommt, zum Beispiel bei Synthetik in der Kleidung, oder auch die Umweltbedingungen wie trockene Luft können Einfluss haben. Ganz entscheidend im Falle von Neurodermitis ist aber auch der Faktor Stress. Die Psyche spielt eine große Rolle und Betroffene können schnell in einen Teufelskreis geraten: Die Krankheit belastet, da die Ausschläge und Rötungen oft an sichtbaren Stellen auftreten. Daraufhin leiden die Patienten, ziehen sich unter Umständen weiter zurück. Der Leidensdruck verstärkt dann häufig die Schübe der Erkrankung. Zusätzlich ist das Jucken, das in Verbindung mit den Ausschlägen vorkommt, eine Belastung. Gerade kleine Kinder kratzen sich deshalb oft selbst.

Im Alltag muss daher einigen Faktoren Rechnung getragen werden, um möglichst beschwerdefrei bleiben zu können: Die richtige Pflege der Haut, Abbau von Stress, dem Vermeiden der sogenannten Provokationsfaktoren, also den Allergenen, und auch die Bedingungen in der Wohnung und die Frage, womit die Haut in Kontakt kommt, spielen eine große Rolle.

Die Haut benötigt im Falle von Neurodermitis auf jeden Fall eine spezielle Pflege. Ölbäder oder Zusätze mit Salz aus dem Toten Meer gelten als sinnvoll, die Temperatur des Badewassers sollte dabei nicht zu hoch sein. Anschließend cremt man die Haut mit einer speziellen Salbe oder Creme ein. Ein Wirkstoff, der sich bei der Hautpflege bewährt hat, ist Harnstoff, bei Kindern sollte die Konzentration aber niedriger sein als bei Erwachsenen. Grundsätzlich holt man bei Pflege- und Kosmetikprodukten am besten den Rat des Hautarztes ein. Bei Kindern ist es wichtig, die tägliche besondere Hautpflege zu einer alltäglichen Routine werden zu lassen und nicht zu einem Stressfaktor, der im Alltag belastet.

Bei den Provokationsfaktoren, die einen Schub auslösen können, verhält es sich ganz individuell. Eine Allergie gegen Tierhaare oder Hausstaubmilben lässt sich vom Arzt diagnostizieren. Entsprechend kann man Auslöser im Alltag vermeiden, indem man die Wohnung frei von Tierhaaren hält oder auch Bettwäsche für Allergiker benutzt. Bei Lebensmittelallergien hilft die entsprechende Ernährung, die Schübe zu vermeiden. Da bereits kleine Kinder an Neurodermitis in Zusammenhang mit einer Lebensmittelallergie leiden können, ist es wichtig, dies bei einem Verdacht vom Arzt abklären zu lassen. Eine konkrete Diät ist aber tatsächlich nur dann erforderlich, wenn wirklich eine Allergie oder Unverträglichkeit vorliegt. Kinder auf Verdacht von Lebensmitteln fernzuhalten, ist hier nicht sinnvoll für eine ausgewogene Ernährung. Die gute Nachricht, wenn Kinder betroffen sind, ist, dass sich Allergien hier im Laufe der Zeit noch "auswachsen" können. Viele Kinder sind bis zum Schulalter oder bis zum Teenageralter weitgehend frei von Beschwerden.

Sowohl bei Erwachsenen Neurodermitis-Patienten als auch bereits bei Kindern gilt es, Stress oder große emotionale Anspannung im Alltag so gut es geht zu vermeiden. Ganz umgehen lassen sich solche Faktoren in aller Regel nicht, daher ist es wichtig, Techniken zu entwickeln, um möglichst gut damit zurechtzukommen. Das können anerkannte Entspannungs-Techniken sein, aber auch ganz eigene Arten, Entspannung zu finden, wie zum Beispiel ein Hobby.

Da die Haut bei Neurodermitis sehr empfindlich reagiert, empfiehlt sich im Alltag Kleidung, die hier nicht weiter reizt. Baumwolle ist hier eine gute Wahl, vermeiden sollte man hohe Wollanteile und generell grobe Stoffe. Weite und leichte Kleidung ist für die Haut in aller Regel am angenehmsten. Nachts empfehlen sich vor allem bei kleinen Kindern spezielle Neurodermitis-Overalls und Handschuhe, damit die Haut möglichst wenig gereizt wird und sich die Kleinen nicht im Schlaf kratzen.

Wichtige Tipps und Hinweise bekommen Patienten und Eltern von betroffenen Kindern auch in speziellen Patienten-Schulungen. Der behandelnde Arzt kann in diesem Zusammenhang sicher weiterhelfen und an entsprechende Veranstaltungen verweisen.

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